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Einwegbecher - Ein Haufen Müll oder das Must-Have?

Jede Sekunde werden in Deutschland 90 Einwegbecher befüllt. 90 Becher mit leckerem Kaffee für den Weg zur Arbeit, während des Spaziergangs durch den Park oder die Mittagspause. Doch genau diese 90 Behälter landen nur wenige Minuten später im Müll. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) spricht von einer Abfallflut durch „Coffee-to-go-Becher“. Wie groß ist das Müll-Problem mit den Kaffeebechern tatsächlich? Und sind Mehrwegbecher eine echte Alternative?

Einwegbecher - Ein Haufen Müll oder das Must-Have?

Deutschland ist das Land der Kaffeetrinker. Im Jahr 2014 hat jeder Einwohner 162 Liter des Koffeingetränks konsumiert. Fünf Prozent davon aus Einwegbechern. Jetzt könnte man sagen, fünf Prozent seien ja nicht viel. Tatsächlich verbrauchen wir jedoch jedes Jahr 2,8 Milliarden Becher. Das sind 320.000 Becher in der Stunde.

Mit der Energie, die für die Herstellung der Einwegbecher benötigt wird, kann eine Kleinstadt ein ganzes Jahr lang versorgt werden. Zusätzlich werden für die Becher das Holz von 43.000 Bäumen, 1,5 Milliarden Liter Wasser und 11.000 Tonnen Kunststoff benötigt. Für den Luxus, immer und überall Kaffee trinken zu können, nehmen wir eine enorme Belastung für die Umwelt und das Klima in Kauf.

Um weniger Ressourcen zu verschwenden und die Verschmutzung durch die Wegwerfbecher zu reduzieren, haben sich die Verantwortlichen in New York bereits im Juli 2015 dazu entschlossen, Becher aus Polystyrol gänzlich zu verbieten. Und auch hier in Deutschland werden inzwischen verschiedene Möglichkeiten diskutiert, um der Abfallflut Herr zu werden.

Zusätzliche Abgabe auf Einwegbecher?

Einige Kritiker fordern, für die bislang kostenfreien Pappbecher eine Gebühr zu erheben. Von 20 Cent ist die Rede. Dies könnte rechtlich jedoch schwierig werden. Gegner der zusätzlichen Abgabe sind der Meinung, dass diese in der Folge auch für Bäckertüten und Pizzakartons gelten müsse.

Eine andere Möglichkeit wären Mehrwegbecher oder Behälter, die die Verbraucher selbst mitbringen. Das Unternehmen „Starbucks“ hat diese Idee bereits aufgegriffen. Wer hier für seinen Coffee-to-go einen eigenen Becher mitbringt, bezahlt für seinen Kaffee 30 Cent weniger.

„Besser bechern mit Mehrweg“

In der Universitätsstadt Tübingen hat man die Kampagne „tü go - besser bechern“ ins Leben gerufen, um im Alltag vermehrt darauf zu achten, Müll zu vermeiden. Mindestens 20 Cent Rabatt bekommen die Kunden, wenn sie anstelle eines Coffee-to-go-Bechers einen selbst mitgebrachten Becher verwenden.

Die Deutsche Umwelthilfe verfolgt mit ihrer Kampagne „Becherheld - Mehrweg to go“ ebenfalls das Ziel, den Mehrweg-Gedanken zu fördern. So kann an immer mehr Universitäten, in Cafés, Tankstellen und Krankenhäusern der Mehrwegbecher aufgefüllt werden. Ein Vorgehen, das auch vom NABU und der Initiative „Carry your Cup“ unterstützt wird.

Gefahr der Verkeimung?

Es gibt jedoch auch Kritik an der Mehrweg-Idee. Der Deutsche Kaffeeverband beispielsweise befürchtet, dass es zu einer Verkeimung der Kaffeemaschinen kommen könne, wenn Verbraucher verschmutzte Behälter über die Theke reichen. Und auch der industrienahe Verein „Pro-s-pack Arbeitsgemeinschaft für Serviceverpackungen“ sieht vor allem Hygieneprobleme, wenn Verbraucher ihre eigenen Getränkebecher mitbringen.

Die zuständigen Stellen zur Lebensmittelüberwachung wollen die Mehrweg-Aktionen ebenfalls im Auge behalten. Es bestehe die Gefahr, dass gegen Hygienevorschriften verstoßen werde. Wer sich jedoch an gewisse Regeln halte, könne eine Verschmutzung verhindern. Beispielsweise sollte es eine extra Arbeitsfläche auf dem Tresen geben, über die der Kunde seinen mitgebrachten Becher reicht. Es sollte außerdem darauf geachtet werden, dass die Becher die Kaffeemaschine nicht berühren. Alternativ könne man den Kaffee zunächst in ein separates Gefäß und anschließend erst in den Mehrwegbecher umfüllen.